Stadt-Museum Belgern
04874 Belgern-Schildau OT Belgern
Die Stadt Belgern, erstmals im Jahre 973 urkundlich erwähnt, geschichtsträchtig, mit vielen Sehenswürdigkeiten, bietet seinen Gästen auch ein Heimatmuseum. Annähernd seit 60 Jahren wurden und werden hier die vielflältigsten Raritäten gesammelt und ausgestellt.
Seit 2004 präsentiert sich das Stadt Museum Belgern im Gebäude Topfmarkt 7 (Alte Schmiede), das zu den ältesten Hausgrundstücken der Stadt zählt. Unter den Eigentümern sind zwei Bürgermeister nachweisbar; Hans Körper (1588/99), dessen Grabplatte aus der St. Bartholomäuskirche Belgern als Leihgabe im Museum zu sehen ist - und Christian Wachsmuth (1700).
Körner, der als 'erbarer und vorsichtiger Burgermeister' galt, legte 1575 den Grundstein für das bis 1578 errichtete Renaissance-Rathaus. Seit dem frühen 19. Jahrhundert beherbergte das Grundstück eine Schmiede, die bis Mitte der 1950er Jahre betrieben wurde und dem Gebäude seinen Namen gab.
In Erinnerung daran beginnt der Rundgang in einer voll funktionstüchtigen Schmiede und mit einem Einblick in die Geschichte des Hausgrundstückes. Im Hauptraum des Erdgeschosses ergießt sich auf die Besucher eine wahre Flut geschichtlicher Informationen zu Belgern. Betrachtet wird hier die Bedeutung der Elbe (Fischerei) und die Entwicklung der städtischen Wirtschaft (Handwerk, Landwirtschaft, Brauwesen, Weinbau, Marktwesen) ebenso wie die Gerichtsbarkeit (Roland) und bedeutende Münzfunde der Gegend. Besonders sehenswert sind ein Bierzeichen aus dem Jahr 1783, das den Bierausschank in einem mit dem Braurecht ausgestatteten Grundstück signalisierte, das Amtsgerichtskruzifix, von Bürgermeister Kaulisch 1681 gestiftet und bis 1935 im Stadt- später Amtsgericht verwendet und die Lade der Döhnerwiesengesellschaft aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.
Interessant ist neben der Beschreibung des Belgeraner Rolands (ersterwähnt 1550, 1610 von Steinmetz Büringer aus Elbsandstein anstelle des hölzernen Vorgängers geschaffen) auch eine Übersicht anderer, wichtiger Rolande.
Die ehemalige Hofdurchfahrt als Teil des Museums beherbergt u.a. Schriftblock und Wappenteil der originalen Distanzsäule aus dem Jahr 1730, die linke Engelsfigur des Roland (Schutzheilige des Marktes) von 1756, die 1984 durch eine Kopie ersetzt wurde und einen Wappenstein des Rittergutes Puschwitz aus dem 17. Jahrhundert.
Im Obergeschoss erwarten den Betrachter im Ambiente eines liebevoll restaurierten Fachwerkhauses Exponate zur Ur- und Frühgeschichte Belgerns, dokumentiert vor allem an Ausgrabungsfunden der Umgebung, die bis in die Jungsteinzeit (etwa 5000 bis 2200 v.Chr.) zurück reichen. Siedlungsreste, die dem Gräberfeld bei Liebersee entstammen, weisen eine feste Besiedlung dieser Gegend bis in die Jungbronzezeit (etwa 1100 bis 900 v. Chr.) nach. Einen weiteren Ausstellungsschwerpunkt bilden Zeugnisse des Töpferhandwerks, das aufgrund hiesiger Tonvorkommen eng mit der Geschichte der Stadt verbunden war. Erwähnenswert hier vor allem ein dreiteiliger Töpferpokal, 1908 anlässlich der Gewerbeausstellung in Belgern geschaffen, und Stücke der Firma "Mannewitz & Sohn". Der vom Töpfermeister Karl Schöchert gefertigte Ofenaufsatz mit vielen viktorianischen Elementen ist eine Augenweide für sich. Die Belgeraner Töpferinnung bestand bereits im 17. Jahrhundert; Ende der 1950er Jahre stellten die letzten Töpfereien wegen zu hoher Produktionskosten ihren Betrieb ein.
Würdigung findet auch das Vereinswesen der Stadt, hier vor allem die Privilegierte Schützengilde, die, erstmals 1478 bezeugt, hinsichtlich Alter und Bedeutung eine Sonderstellung einnimmt. Neben der Königskette mit Gehängen von 1730 bis 1931 ist auch der Schellenbaum der Schützen aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts u.v.a.m. zu bewundern.
Ein gesonderter Ausstellungsraum wurde in Gedenken an Friedrich Kittler (1891 - 1981), niedersorbischer Grafiker und von 1933 bis 1956 Mal- und Zeichenlehrer in Belgern, gestaltet. Mit großem Zeichentalent und einer exzellenten Beobachtungsgabe widmete er sich vor allem der Darstellung der Natur und des arbeitenden Menschen - zu sehen ist ein kleiner Querschnitt seiner Arbeiten.
Letztlich findet man im sogenannten Schaumagazin eine Auswahl verschiedenerlei Exponate, mit viel Liebe zum Detail gesammelt und präsentiert, von Zinngefäßen über Schreibutensilien und Büchern bis hin zu einem Brustharnisch aus dem 16. Jahrhundert (Dauerleihgabe des Torgauer Museums) und Waffen unterschiedlicher Gattung und Zeit.
Wer sich in unserem Museum etwas mehr Zeit nimmt, wird ganz sicher auf sehr viele kleine und große Kostbarkeiten und Raritäten stoßen und viel Wissenswertes zur Heimatgeschichte erfahren.
Ein Besuch lohnt sich immer!