Information der Bürgerinitiative „Kein erweiterter Kiesabbau in der Region Belgern“
Bezugnehmend auf das am 28. Juni 2023 veröffentlichte Raumordnungsverfahren „Kiessandtagebau Ammelgoßwitz“, Gz.: L34-2417/769/4, informieren wir - die Bürgerinitiative „Kein erweiterter Kiesabbau in der Region Belgern“ - über die damit verbundenen Folgen und Konsequenzen für unsere Gemeinde. In einer Stellungnahme, die mit Veröffentlichung des Amtsblattes 2023/08 öffentlich ausliegt sowie online zur Verfügung steht, weisen wir auf diverse Kritikpunkte an den im Juni veröffentlichen Antragsunterlagen hin. Einen Auszug wollen wir Ihnen hiermit präsentieren, verbunden mit der Bitte und den Appell, unsere Initiative mit Ihrer Unterschrift zu unterstützen!
Gesundheitliche Folgen des Kiesabbaus
Die Lärmbelastung durch den Abbau, der im Schichtbetreib (24 Stunden am Tag, 6 Tage pro Woche) durchgeführt wird, resultiert in Geräuschpegel von durchschnittlich 60 dB am Tag und 44 dB in der Nacht (in Abhängigkeit von Tageszeit, Entfernung zur Lärmquelle). Eine Dauerbelastung über 65 dB wird gemeinhin als gesundheitsschädlich angesehen. Vorübergehende Einwirkungen von 85 dB kann zu Minderung des Hörvermögens führen. Dies sind Geräuschpegel, die aufgrund des Abbaus zu erwarten sind. Das steigende Transportaufkommen wird sich weiterhin als Belastung nicht nur auf die umliegenden Ortschaften auswirken, sondern auch auf Anlieger an den Verkehrswegen.
Damit einher gehen Staub- und Schmutzbelastungen. Messungen in der Vergangenheit haben an mehreren Messpunkten in Liebersee und Dröschkau eine Überschreitung des Irrelevanzwertes für Schwebstaub festgestellt.
Ökologische Folgen
Der Einfluss auf Wasserreservoirs und Grundwasservorkommen ist als eines der schwerwiegendsten Themen hervorzuheben. Ein vom Landesamt für ,,Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg“ 2019 veröffentlichtes Gutachten prognostiziert einen erheblich größeren Grundwasserrückgang als im Raumordnungsverfahren dargestellt. Infolge der klimatischen Veränderungen ist vermehrt von niedrigen Grund- und Oberflächenwasserständen und geringerer Grundwasserneubildung auszugehen, demnach würde ein zusätzlicher Grundwasserrückgang nicht nur die Brunnen in den angrenzenden Ortschaften, sondern auch den tief wurzelten alten Baumbestand betreffen (z.B. ,,Treblitzscher Park“). Flora und Fauna der Elbaue- und Vogelschutzgebiete werden nachhaltig beeinträchtigt. Ursachen hierfür sind nicht nur in der Wasserwirtschaft, sondern auch in der mit dem Abbau verbundenen Beeinträchtigung der natürlichen Lebensräume etwa durch eingesetzte Maschinerie zu finden. Eine sinnvolle Planung eines Polders Liebersee/ Ammelgoßwitz (folgend dem Nationalen Hochwasserschutzprogramm 2014 sowie dem Regionalplan Leipzig Westsachsen 2021) und damit einen effektiven Hochwasserschutzes für uns alle wird mit dem geplanten Kiesabbau in Frage gestellt bzw. im Raumordnungsverfahren nur halbherzig berücksichtigt.
Infrastrukturelle Folgen
Der Abtransport des Kieses erfolgt zu 100% über die B182 (voraussichtlich 267 LKW / Tag, Last+Leer). Über den Bahnanschluss der ehemaligen Zuckerfabrik Brottewitz sollen bis zu 50% der gesamten Menge verfrachtet werden. Infolgedessen sind circa 133 LKW-Fahrten pro Tag durch Staritz von und nach Brottewitz notwendig. Dazu kommt eine unbekannte Anzahl an LKW-Fahrten Richtung Strehla und Oschatz. Es ist zu einer steigenden Auslastung in den umliegenden Ortschaften auf schmalen Dorfstraßen (z.B. Oelzschau, Wohlau) zu rechnen. Dies sind Gemeindestraßen, die nicht durchgängig über befestigte Gehwege oder geschützte Bushaltestellen verfügen, wo Verkehrsteilnehmer jeder Art auf Privatgrundstücke ausweichen müssen, um Entgegenkommenden auszuweichen. Neben den Gefahrenstellen, die mit dem öffentlichen Nahverkehr in Verbindung gebracht werden können und der wachsenden nicht zu unterschätzenden Unfallgefahr an allen Verkehrspunkten, stellen die Überschneidungen zum Elberadweg, der touristischen Hauptader unserer Gemeinde, ein erhöhtes Verkehrsrisiko dar.
Finanzielle Folgen
Die überhöhte Nutzung dieser Verkehrswege wirkt sich weiterhin nachteilig auf die finanzielle Situation der Gemeinde aus. Schäden an Gemeindestraßen müssen durch die Gemeinde getragen werden. Gewerbesteuern werden vom Unternehmen Hülskens jedoch nicht in Belgern-Schildau bezahlt.
Neben diesen finanziellen Folgen für die Gemeinde, ist nicht zu verschweigen, dass mit einem Wertverlust der Grundstücke in der Gemeinde zu rechnen ist. Ob eines jeden Lebensqualität in finanziellen Mitteln aufzuwiegen ist, sollte jeder und jede für sich beantworten.
Unterschriftensammlung bei: | |
Elektro Fiedler Belgern werktags 9:00 – 12:00 sowie 15:00 – 18:00 |
Reihzecher Straße 21
|
Lottoladen Knorr werktags 7:00 – 18:00, Samstag 7:00 – 12:00 |
Markt 1
|
Friseurgeschäft Dauer | Liebersee 5 |
Die ausführliche Stellungnahme wird zum einen bei der Stadtverwaltung Belgern-Schildau ausliegen sowie außerdem online unter:
https://www.openpetition.de/petition/online/kein-kiesabbau-in-liebersee-ammelgosswitz
An oben benannten Stellen wird es außerdem die Möglichkeit geben, sich an der Unterschriftensammlung zu beteiligen. Frist für diese ist der 20. August. Weiterhin ist es jedem Interessierten oder Betroffenen möglich, eine eigene Stellungnahme zu einem der benannten Themen, einem durch uns hier nicht erwähnten Themas oder der Thematik im Allgemeinen zu verfassen und einzureichen. Diese können bis spätestens 25. August bei der Landesdirektion Sachsen, Dienststelle Chemnitz, Referat 34 (Betreff: „ROV Ammelgoßwitz“), in 09120 Chemnitz oder in der Stadtverwaltung Belgern-Schildau eingereicht werden. Wir als Bürgerinitiative stehen weiterhin für Fragen, Hinweise und Anregungen zur Verfügung.
Im Auftrag,
Andreas Naumann