Der Roland

Über den Roland wurde sehr viel gemutmaßt. Sein Ursprung war sehr umstritten. Viele leiteten ihn von einer Person, andere von einer Sache her ab. Diejenigen, die eine Person zu Grunde legten, meinten, seinen Ursprung in Kaiser Karl oder dessen Sohn zu wissen. Die Mehrzahl darin sah jedoch die Ursache zur Aufrichtung einer solchen Roland-Statue den Feldherrn Rolandus Kaiser Karls. Einige sahen in ihm besondere Vorrechte und Freiheiten, andere konkretere Dinge, wie Stadtrecht und obere Gerichtsbarkeit.

 

Die größte Ausbreitung, aus dem Munde des Volkes ist, dass diese Statue Kaiser Karls des Großen tapferen Feldherrn und seiner Schwester Bertha Sohn, Rolandus, Graf von Blois, darstelle. Es wurde damit alles verbunden, was die alten Romanzendichter Bojardo und Ariost von diesem hochgefeierten Helden gesungen haben.

 

Nach dieser Sage war er einer der 12 ergebensten Anhänger des Kaisers, einen ganzen Kopf größer als alle anderen des Heeres. In allen seinen Kriegszügen soll er ein elfenbeinernes Horn und ein Schwert gehabt haben, mit welchen er fast unmenschliche Sachen ausrichtete.

 

Denn wenn er das Horn geblasen, wären alle seine Feinde erschrocken und mit seinem Schwert habe er sogar Stein und Eisen zerhauen.

Roland

 
Einzig aus allen Sagen stimmt, dass Kaiser Karl einen Feldherrn namens Roland hatte, der in den Engpässen der Pyrenäen umgekommen ist. Dass der Kaiser ihm zum Gedenken in Sachsens größeren Städten hat sein Bildnis in Stein aufstellen lassen, ist wiederum nur Dichtung.


Fest steht, dass weder Karl der Große, noch dessen Sohn oder gar der Held Roland unsere Gegend je betreten haben. Das älteste Zeugnis über unseren Roland stammt aus dem Jahre 1550. Damals bestand der Roland aus Holz. Eine Kämmerei-Rechnung aus dem Jahre 1571 zeugt davon. In dem Jahr wurde er repariert, womit gleich wieder bewiesen wurde, dass der Roland zu jener Zeit schon in Ehren gehalten wurde.


Nachdem die Stadt zur großen Zierde ein gigantisches Rathaus hatte bauen lassen, hielt man es für angemessen, den hölzernen Roland in Stein zu verkörpern. Dies geschah 1610 durch den Belgeraner Bildhauer Peter Büringer, welcher den Roland aus drei Stücken Pirnaer Standsteins bildete.


So stand er nun vollendet da, der große Held im schwarzen Harnisch, mit unbekleideten Füßen, das jetzt bloße Haupt mit einem blechernen Hute bedeckt, mit schwarzem Zwickelbart, goldenem Hosenknopf und Brustkette, an der sein Hifthorn hing, den linken Arm bedächtig in die Seite stemmend, in der rechten Hand das damals hölzerne Schwert haltend, so schaute er und schaut noch heute getrost hinaus in alle kommenden, seinen Schützlingen Glück und Unheil bringenden Tage.


Damals wie heute war und ist man stolz auf diesen riesigen Helden, der noch immer an der rechten Seite des Rathauses seinen Stand behauptet. Am 8. Mai 1686 wurde ihm, statt des hölzernen Schwertes, das jetzige, vom Amtsschreiber Juchser aus Mühlberg hierher verehrte geflammte eiserne Schwert gegeben. 1715 erstmalig mit einem Anstrich versehen, wurde 1756 durch den Bildhauer Mertz aus Torgau der Roland von neuem angestrichen. Außerdem wurde das Postament mit einem angeschobenen Pirnaer Sandstein ergänzt und mit folgender Inschrift versehen:

 

Roland

"Der Rath zu Belgern hat anstatt des vorhero hölzern gewesenen Rohlandes ao. 1610 eine steinerne Statue aufsetzen, und diese den 3. Augusti 1756 renoviren lassen.

 

Daniel Hartung als Baumstr. 1756."

 

Hierbei wurde ebenfalls das schadhaft gewordene Hifthorn abgenommen und dem Roland dafür ein kleines Schild auf die Brust gemalt, welches ein rotes Horn trug. Der eiserne Hut und die mürbe gewordene Schwertscheide wurden gleichfalls beseitigt.

 

Doch brachte man hinter ihm zu beiden Seiten zwei kleine Engel an, die von den durch Belgern ziehenden Heerscharen des sieben jährigen Krieges oft als seine Kinder angesehen wurden, über die wir heute allerdings wissen, dass sie als Schutzheilige des Marktes galten.


Wir können heute davon ausgehen, dass der Roland als Zeichen hoher Gerichtsbarkeit galt, da, als der Rat die Ober- und Erbgerichte von der kurfürstlichen Rentkammer in Pacht genommen hatte, den Roland aus Stein fertigen ließ.

 

Als weiterer Beweis galt der Umstand, dass zu Füßen des Roland der sogenannte Urfrieden von dazu verurteilten Missetätern geschworen werden musste. Später wurden vom Roland aus die vom Leipziger Burgkeller kommenden Bierkäufer ausgerufen.


Wollte man von unserem Roland aus noch einige Freiheiten und Privilegien herleiten, müssen außer der Gerichtsbarkeit noch das Marktrecht und die Reichsunmittelbarkeit genannt werden. Zusamenfassend und aus unserer heutigen Sicht sehen wir den Roland als Wahrzeichen unserer Stadt. Er ist der einzige Roland im Sachsenland. Auch ist der Belgeraner Roland der einzige, der barfüßig auf seinem steinernen Podest steht.

 

1929 brach die rechte Hand mit dem Schwert ab. 1984 erfolgte eine gründliche Restaurierung. Die durch den Volksmund überlieferten Sagen um den Roland, wie der Rolandklau der Torgauer" oder der "Zehenbiß in die rechte Zehe des Roland" tragen noch heute zur interessanten Erheiterung bei. Zur Größe des Roland, fast 6 m hoch, muss noch gesagt werden, dass das Rathaus damals ein einstöckiges Gebäude war und der Roland so dem Rathaus angepasst wurde.